Die Top-10-Vergabestellen in Deutschland 2020

Gemäß § 124 Abs. 1 Nr. 7 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) kann der öffentliche Auftraggeber ein Unternehmen von der Teilnahme eines Vergabeverfahrens ausschließen, wenn das Unternehmen eine wesentliche Anforderung bei der Ausführung eines früheren öffentlichen Auftrags erheblich oder fortdauernd mangelhaft erfüllt hat und dies zu einer vorzeitigen Beendigung des Auftrags, zu Schadensersatz oder einer vergleichbaren Rechtsfolge geführt hat.
Immer wieder fragen uns Kunden, welche Vergabestellen in Deutschland eigentlich die meisten Ausschreibungen im Jahr öffentlich publizieren. Wir haben uns daraufhin an die Arbeit gemacht und eine aktuelle Liste der Top-10-Vergabestellen aufgestellt. Das Ranking haben wir zum Anlass genommen, diese Vergabestellen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und ihr Vergabeverhalten einer kurzen Analyse unterzogen.
Die zehn am meisten publizierenden Vergabestellen in Deutschland sind:
Vergabestelle |
Veröffentlichte Ausschreibungen |
2.513 |
|
Bundesagentur für Arbeit |
1.337 |
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung |
1.210 |
824 |
|
AOK - Die Gesundheitskasse |
568 |
542 |
|
BAAINBw Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr |
532 |
519 |
|
Stadt Leipzig Dezernat Stadtentwicklung und Bau Amt für Gebäudemanagement |
429 |
427 |
Stand: 01.01. – 30.09.2020 | Quelle: DTAD 360
Interessant dabei ist die Heterogenität der Top-10-Vergabestellen: Es finden sich sowohl Infrastrukturdienstleister, wie die DB Netz AG, die lediglich ab einem relativ hohem Schwellenwert (5.350.000 Euro im Baubereich / 428.000 Euro im Dienstleistungsbereich) europaweit ausschreiben müssen, als auch Krankenkassen, Bundes- und Landesbehörden bzw. -betriebe darunter. Allerdings handelt es sich bei allen Top-10-Vergabestellen um zentrale Vergabestellen, die Anforderungen großer oder mehrerer Organisationen bündeln.
In der Summe der Ausschreibungen gibt es überraschenderweise keinen Überhang bei der Beschaffung durch den Bund, obwohl dieser seine Nachfrage relativ stark über das Kaufhaus des Bundes bündelt und das größte Steuervolumen verwaltet: nur 26,8 % aller Ausschreibungen der Top-10-Vergabestellen werden von Bundeseinrichtungen publiziert. Ein anderer, noch kleinerer Schwerpunkt liegt auf den Ausschreibungen im Bausektor. Lediglich drei der zehn größten Vergabestellen fragen ausschließlich Arbeiten und Beschaffungen im Neu- und Bestandsbau nach und vereinigen ca. 20 % der Beschaffungsvorhaben auf sich.
Schön zu sehen ist auch, welche Bundesländer und Kommunen bei der Zentralisierung der Beschaffung Vorreiter sind: Während es das Bundesland Hamburg mit seinem relativ kleinen Haushaltsetat ebenso unter die Top 10 geschafft hat, wie die großen Kommunen München und Leipzig, fallen hierunter gar keine Vergabestellen aus dem bevölkerungs- und etatreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Immerhin kann man diesem Bundesland zugutehalten, dass es mit dem „Vergabemarktplatz NRW“ führend in der Bündelung der Beschaffungspublikation ist und Bieterfirmen hier am einfachsten zu einer ersten Übersicht über die öffentliche Nachfrage gelangen.
Weiterhin interessant ist, dass es nur eine Krankenkasse in die Liste der größten Vergabestellen geschafft hat, zumal es durchaus auch größere Krankenkassen in Deutschland gibt. Bei einem Vergleich der Krankenkassen fällt auf, dass andere Häuser die Beschaffung in Ausschreibungen mit mehreren Losen bündeln, was natürlich deutliche Auswirkungen auf die Menge der Ausschreibungen pro Jahr hat.
Zusammengefasst kann man nach dieser kurzen Analyse der Top-10-Vergabestellen in Deutschland sagen, dass sich eine große Heterogenität abzeichnet. Es werden beileibe nicht „große Aufträge durch große Vergabestellen“ ausgeschrieben, vielmehr manifestiert sich der Föderalismus auch in der dezentralen Beschaffung quer durch das ganze Bundesgebiet.
Dies kann man nun befürworten oder bedauern. Für uns als Bieter bedeutet dies in jedem Fall, dass man sich für eine erfolgreiche Akquise im öffentlichen Sektor nicht auf einige große Vergabestellen konzentrieren, sondern eher breitbandig nach aktuellen Aufträgen und weniger nach Organisationen suchen sollte. Dies natürlich immer unter der Voraussetzung, dass man keine „spitze“ Angebotspalette vertritt, die nur von einigen sehr speziellen Einrichtungen nachgefragt wird.
Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg,
Ihr Alexander Seyferth